Stubenhocker Crew: SV Babelsberg 03 II - FC Stahl Brandenburg 3

Brandenburg-Liga, 24. Spieltag
Potsdam, Karl-Liebknecht-Stadion (449 Zuschauer / 100 Gäste)

Mittwochabend, Flutlicht und zudem ein Gast, der Europapokalflair ins Karl-Liebknecht-Stadion bringt. Immerhin ist der FC Stahl Brandenburg einer der insgesamt nur 17 Mannschaften, die für die Deutsche Demokratische Republik im Europapokal antraten. In der Saison 1986/87 nahm man, noch unter dem Namen BSG Stahl Brandenburg, am UEFA Pokal an. Neben einem Unentschieden gegen den Coleraine FC in Nordirland und einem Sieg im Rückspiel in Brandenburg, folgten eine Niederlage beim IFK Göteborg und ein 1-1 Unentschieden vor 22.000 Zuschauern im Heimspiel gegen die Schweden.

Das Nachholspiel des 24. Spieltags der Brandenburg-Liga findet erst heute statt, da am geplanten Austragungsdatum, wegen der parallel stattfindenden Baumblüte in Werder, wohl nicht genug Ordner zu organisieren waren. Anders als beim letzten Aufeinandertreffen wird heute nicht auf der Scholle, sondern im Stadion gespielt. Die vier Euro Eintritt kassiert heute der ehemalige Babelsberger Björn Laars. Im Stadion sind dann noch weitere Ex-Spieler vom Sportverein Babelsberg 03 zu sehen. Neben Daniel Frahn auch Heiko Bengs, Almedin Civa, Cem Efe, Matthias Rudolph und Martin Neubert. Mehrere der genannten Personen übernehmen jetzt andere Aufgaben im Verein. Zudem lassen sich heute auch mehrere Akteure aus dem aktuellen Regionalligakader sehen. Unter den knapp 500 Zuschauern ist auch der Trainer des Brandenburger Sportclub Süd 05, Sven Thoß. Den sieht man in der letzten Zeit sehr häufig im Stadion. Hoffe, der wird hier kein Trainer. Ich habe den heute zum ersten Mal live gesehen und finde den äußerst unsympathisch. Wie der sich in den Mittelpunkt spielt, jeder wird lautstark gegrüßt, es wird gewunken und erst aufgehört, wenn man zurück grüßt. Leidtragende ist unter anderem Inka Wesely, Spielerin des FFC Turbine Potsdam und Freundin von Matthias Rudolph.

Die heutige Ausgangssituation ist schnell erklärt. Die Zweite Mannschaft des SV Babelsberg 03 ist mit 17 Punkten Tabellenletzter, der FC Stahl Brandenburg als aktueller Vorletzter der Brandenburg-Liga hat sechs Punkte mehr auf dem Konto. Eigentlich sollten diese Saison zwei Mannschaften in die Landesliga absteigen. Durch den freiwilligen Rückzug des aktuellen Tabellenvierten SG Blau-Gelb Laubsdorf, steigt aber nur noch eine weitere Mannschaft ab. Für Babelsberg ist es quasi ein Endspiel, wird heute nicht gewonnen ist der Abstieg wohl besiegelt.

Der Bedeutung des Spiels geschuldet, werden auch einige Spieler aus der Regionalliga abgestellt. Es handelt sich um die, in dieser Saison bereits mehrmals in der Zweiten Mannschaft eingesetzten, Spieler Kai Druschky, Henrik Müller, Manuel Moral Fuster und Tezcan Karabulut. Druschky, Fuster, Karabulut sind heute zusammen mit Dong Min Kim die aufälligsten Akteure im Spiel. Dieses beginnt furios, beide Seiten erarbeiten sich beste Chancen, die allesamt versiebt werden. In der Anfangsphase haben Kai Druschky, nach super Zuspiel von Tezcan Karabulut, und Maik Aumann, nach Vorarbeit von Alexander Tarnow, die ersten Möglichkeiten für die Führung. Beide verziehen jedoch knapp. In Folge entwickelt sich ein intensives und extem kurzweiliges Spiel. Trotz der besseren Ausgangslage im Abstiegskampf, verstecken sich die Brandenburger nicht und spielen konsequent nach vorne. Nach einer halben Stunde vergibt Alexander Tarnow die wohl beste Chance der Gäste, als er allein vor dem Babelsberger Keeper nur den Pfosten trifft. Kurz vor dem Halbzeitpfiff setzt Kai Druschky den durchlaufenden Dong Min Kim in Szene. Der nimmt den Ball super mit, schießt dann aber rechts am Tor vorbei. Die zweite Hälfte beginnt mit einen Sturmlauf der Babelsberger. Kurz nach Beginn der zweiten Halbzeit verzieht Karabulut und nur fünf Minuten später scheitert Druschky am Brandenburger Torwart Böhm. Den Abpraller setzt Kim, frei vor dem leeren Tor, dann nur an die Latte. Man sieht zahlreiche fassungslose Gesichter, wie kann man so ein Ding versieben? Nach gut einer Stunde dann endlich das erlösende 1-0. Tezcan Karabulut läuft nach gutem Pass von Florian Neuschäfer-Rube allein in Richtung Gästekeeper Christoph Böhm, umkurvt diesen und schiebt locker zur Führung ein. Drei Minuten später erkämpft sich Manuel Moral Futer den Ball am gegnerischen Strafraum und wir in Folge des Ballgewinns im Strafraum gefoult. Den Elfmeter verwandelt Karabulut mit einem Schuß ins linke unter Eck souverän. Das letzte Tor ist das mit Abstand spektakulärste am heutigen Tag. Der Stahl-Keeper Christoph Böhm spielt hierbei die Hauptrolle. Zehn Minuten vor Schluß schießt Benedikt Bundschuh aus circa 40 Metern in Richtung Gästetor. Eigentlich kein Problem, aber nicht wenn der Keeper denkt, dass der Ball locker ins Aus fliegt. Das tut er nämlich nicht, er prallt gegen den Pfosten und dann an den Rücken des Torwarts und kullert in Folge über die Torlinie. Den Frust des Brandenburger Torhüters bekam der Pfosten zu spüren, wobei der Kollege Böhm beim gegentreten beinahe auch noch hingeflogen wäre. Der Unmut in Gästeblock wurde mit Hilfe eines Böllers kund getan.

Die Zahl der Gästefans dürfte sich heute auf circa 100 belaufen, ein Großteil davon findet sich im Gästblock des Karl-Liebknecht-Stadions ein. Hinter einem großen BSG Stahl Brandenburg Banner sowie ein paar kleineren, wird die Mannschaft bekannt lautstark angefeuert. Auch eine Trommel, ein Megafon, ein paar kleine Schwenkfahnen und ein großer Schwenker werden mitgebracht. Der Einsatz des Materials wirkte aber noch etwas verkrampft, da sollten die Brandenburger wohl nochmal die Ultra-Schulbank drücken. Der Support auf Heimseiten beschränkt sich anfangs auf die bloße Anwesenheit. Im Laufe des mitreißenden Spiels wird es aber immer lauter und in den letzten zehn Minuten klingen dann die bekannten Lieder durchs Stadion. Wie groß die Anspannung der Verantwortlichen ist, zeigt sich nach der Auswechslung eines Brandenburger Spielers, der sich nach dem 3-0 mit dem Publikum anlegt.

Hätte die Zweite in dieser Saison immer so gespielt wie heute, würde sie garantiert nicht an letzter Stelle der Tabelle stehen. Hätte, hätte, Fahrradkette... .Jetzt heißt es Arschbacken zusammenkneifen und die restlichen Spiele gewinnen und hoffen das der FC Stahl Brandenburg oder der aktuelle Tabellendrittletzte der FC 98 Hennigsdorf noch Punkte liegen lassen. Oder die Daumen drücken, das eine weitere Mannschaft zurückzieht. Es ist ja aktuell die Zeit der freiwilligen Rückzüge, eigentlich unfassbar wie diese Rückzüge die diverse Auf- und Abstiege beeinflussen. Mal sehen, was die diversen noch zu erwarteten Lizenzverweigerungen noch an Veränderungen bewirken.